Donnerstag, 3. Mai 2007

abschied nehmen

„Hallo Paps.“
„Hallo Sohn.“
„Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesprochen. Wie lange ist das jetzt her?“
„17 Jahre, 4 Monate, 12 Tage und 3 Stunden.“
„Aha...so genau kannst du dich daran erinnern? Das ist ja interessant. Was machst du denn gerade so?“
„Was man in meinem Zustand halt so macht. Ich hänge zwischen hier und da fest. Es ist ziemlich langweilig hier, muss ich sagen.“
„Bei mir passiert gerade auch nicht viel. Gibt es einen Grund dafür, daß du dich jetzt nach so langer Zeit wieder meldest?“
„Sohn, ich bin deinetwegen hier. Ich möchte um deine Vergebung bitten, damit ich endlich da hochkommen kann und auf meiner Wolke den ewigen Frieden geniessen kann.“
„`luja, sog i!. Spass beiseite. Jetzt kommst du an und willst Vergebung. Vielleicht hättest du dir das jetzt ersparen können wenn du zu Lebzeiten ehrlich gewesen wärst und nicht so ein Arsch?“
„Mein Sohn,...“
„Nix mein Sohn! Am Arsch mein Sohn! Wieviel Weibergeschichten hattest du denn am laufen während Mama und du noch verheiratet wart? Die eine, die du meiner Mutter gleich gebeichtet hast,weil du es nicht für dich behalten konntest und weswegen sie sich von dir hat scheiden lassen? Oder die andere von der wir nie etwas erfahren hätten, wenn mich nicht vor 2 Jahren meine mir bis dahin unbekannte Halbschwester angerufen hätte, die nur 5,6 Jahre jünger ist als ich? Und damals wart ihr glücklich verheiratet. Du scheiss Heuchler. Hast du mir deshalb alles gekauft was ich wollte, hast mich deshalb behandelt als wäre ich das wichtigste in deinem leben? Wolltest dir ein reines gewissen erkaufen was?“
„Sohn...“
„JETZ REDE ICH! UND DU HÖRST MIR ZU SONST SCHICKE ICH DICH DIREKT IN DIE HÖLLE; VERSTANDEN?!“
„ich habe verstanden.“
„GUT! Gut. Dieses ganze Skifahren, Tennis spielen gehen, Geschenke machen, soviel Eis essen wie ich will... das hättest du dir alles sparen können wärst du damals ehrlich gewesen. Ich hätte das alles hergegeben, wäre lieber in absoluter Armut aufgewachsen wenn ich dafür heute noch einen Vater hätte. Einen Vater gehabt hätte, der mich zum Jugendlichen hätte heranwachsen sehen können, der mir hätte zeigen können wie man sich rasiert, der bei meiner Abiübergabe dabeigewesen wäre, der mir ab und zu sagen könnte, daß er stolz auf mich ist..
Aber das ist jetzt auch egal. Das ist nur Wunschdenken meinerseits. Ich bin selber für mein scheiss leben verantwortlich, und jetzt sitze ich nun mal hier, fucked up a little, aber was solls...
Nett von dir, daß du nochmal vorbeigeschaut hast. Daß ich die Möglichkeit hatte mir das alles von der Seele zu reden und dich damit zu konfrontieren. Ich will deine Erklärungen und Antworten dazu gar nicht hören, die hätte ich damals mehr gebraucht als jetzt. Ich vergebe dir, werde mich jetzt umdrehen und gehen, nicht mehr zurückschauen. Vielleicht sieht man sich ja nochmal, in einem anderen Leben.“
„Rouwen... mein Sohn... ich...“
„Machs gut Paps.“
truetigger (Gast) - 3. Mai, 13:29

Mir fehlt da jetzt irgendwie der Bezug: ist es ein Ausschnitt aus Deinem Leben, ist es eine Phantasiegeschichte, die durch irgendwas in Deinem Leben ausgelöst wurde, oder einfach nur ein Teil eines Filmes/Theaterstücks, den ich nicht kenn (Stichwort Rouwen)?

Wurzelsepp - 3. Mai, 14:07

das würde ich meinem vater sagen, wenn ich ihn heute sehen würde. was ich da geschrieben habe ist aber alles so passiert, also ein ausschnitt aus meinem leben.
truetigger (Gast) - 3. Mai, 14:21

Tja, scheinst ja in einem gewissen Tief zu sein.

Aber Väter machen selten alles richtig - auf einen guten Vater find ich, wenn ich mich umschau, 5 Idioten. Bis heut habe ich mit meinen Eltern und da mit dem Vater direkt keinen wirklichen Draht. Sie freuen sich wenn ich mal zu Besuch komm, doch nach spätestens 1h oberflächlichem Smalltalk wissen wir uns nix mehr zu sagen.

Meine Probleme möchte ich nicht mit ihnen teilen, und ihre Probleme interessieren mich net wirklich. Dabei hatten sie sich sogar durchaus Mühe mit der Erziehung gegeben - genützt hat es net viel.

Ich will mir gar kein Einmischen in Deinen inneren Dialog erlauben, letztlich - was weiss ich schon wie es im Inneren der anderen Leut ausschaut, wieviel Enttäuschung/Sehnsucht/Hass/Liebe in einem steckt? Doch ein Vater, der nie da war, für zuviel verantwortlich machen könnte eine zu einfache Sichtweise sein. KÖNNTE, fühl Dich also von mir bitte net auf den Schlips getreten.
Scheibster (anonym) (Gast) - 3. Mai, 14:17

Oha. Mein Beileid. Und Glückwunsch zum Mut, dass hier so aufzuarbeiten.

Ich gehe jetzt erst einmal eine Runde Nachdenken.

Ulrike (anonym) (Gast) - 4. Mai, 08:38

was soll ich dazu sagen, außer: väter! mir ist es ebenso bis heute ein rätsel, wie mein vater meiner mutter aus eifersucht die hölle heiss machen konnte, während er schön fremdgegangen ist. anscheinend ist immer noch dieses archaische bedürfnis vorhanden, seinen genpool gaaanz weit zu verbreiten, den nachwuchs dann aber emotional verhungern zu lassen. pfh - sage ich da mal! köpfchen hoch! ich reiche dir ein bier.

(btw: ich glaube, es liegt am anbieter, aber mein aktives lesezeichen zeigt die neuen texte in deinem blog nicht an - sonst hätte ich mich ja schon viel eher geäußert!!)

Wurzelsepp - 4. Mai, 09:50

danke für eure netten worte. ich musste das einfach mal aufschreiben. vielleicht ist er ja gar nicht tot, sondern geheimagent und musste seinen tod damals nur vortäuschen um unterzutauchen. das hab ich mir lange jahre eingeredet.

(ulrike: wenn das wirklich am anbieter liegt dann kann ich da nix machen. wenn es nicht am anbieter liegt wüsste ich auch nicht was ich machen könnte ^^)

Malte (anonym) (Gast) - 5. Mai, 20:05

Verdammt, das ist hart. Ich habe gedacht das ist ein Romanausschnitt oder so. Bewegend geschrieben auf jeden Fall.
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